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1. ENTTARNT! Feldkommandostelle Hochwald SCHWARZSCHANZE
2. Die Nach-Projektierung und Bau der Atombombe von Nagasaki („Fat Man“) als 1:1 Attrappe
3. Beschämender Diebstahl in Peenemünde
4. Eine A4-Brennkammer auf Reisen
5. Gedenkstein des Anstoßes
6. Ehrenpreise
7. Revision der Rentenberechnung für so genannte SU-Spezialisten
8. Heute hätte Frank Wukasch Geburtstag. Mein Nachruf auf den am 05.05.2024 Verstorbenen.

ENTTARNT! Feldkommandostelle Hochwald SCHWARZSCHANZE

Ein weiteres Geheimnis aus dem Fotoarchiv des „Filmberichterstatters beim Führer“ Walter Frentz wurde von mir gelüftet: Die Feldkommandostelle Hochwald, Hauptquartiers von Heinrich Himmler, genannt Schwarzschanze in Farbaufnahmen!

 
 
 
 
 

Die Nach-Projektierung und Bau der Atombombe von Nagasaki („Fat Man“) als 1:1 Attrappe für das neue Berliner Cold-War-Museum

Anfang des Jahres 2022 kam ich in Kontakt mit den Gestaltern eines neuen Museums in Berlin. Sie wollten eine Fliegerabwehrrakete vom Typ SA-2 oder S-75 Wolschow in ihrer Ausstellungen zeigen, die ich aus Tschechischen Armeebeständen abgeben konnte.

Bei dieser Gelegenheit wurde mir deren Idee eröffnet, die zweite Atombombe, die 1945 über Nagasaki abgeworfen wurde, als Modell im Maßstab 1:1 in der Ausstellung als Sinnbild für das Ende des „Heißen Krieges“ zeigen zu können.

Ich will ja in der zukünftigen Ausstellung meiner „Lehrsammlung Raketentechnik“ 1:1-Modelle u.a. der Raketen Aggregat 3 und 5 mit einigen Funktionalitäten zeigen, so dass die dafür von mir angedachten Fertigungstechnologien und der Werkstoffeinsatz dem des ähnlich großen Bombennachbaues gleichen würden.
Nach Anfragen bei möglichen beteiligten Zulieferern und Abwägen der Kosten und des Aufwandes kamen wir überein, dass unser „Sächsische Verein für historisches Fluggerät e.V.“ diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen wird.
Der Modellbau sollte sich von Beginn an auf eine exakte Nachbildung der Äußerlichkeiten beschränken und senkrecht mit dem Bug nach unten präsentiert werden.
Die Recherche- und Planungszeit erstreckte sich auf die folgenden drei Monate und die Bauzeit dauerte dann noch einmal vier Monate.
Bei der konstruktiven Umsetzung konnten für den eiförmigen Körper beschichteter Styropor und für das Flugstabilisierungsheck Aluminiumblech als Material verwendet werden, das - wie im Original - vernietet wurde. Die Bugkappe drückte eine sächsische Firma aus Aluminium. Am zentral angeordneten Profilrohr sind „Eikörper“, Bugkappe und Heck miteinander befestigt und bilden eine strukturelle Einheit. Die sichtbaren Verbingungsflansch(attrappen) sind aus Stahl geschweißt und die Antennen wie im Original aus Alu geformt. Die beiden Sicherheitsstecker sind in solider Handarbeit angefertigt worden. Der nun hier funktionslose seitliche Aufhängehaken ist 3D-gedruckt. Partiell wurden zusätzlich Elemente aus Kunststoff und Holz verwendet.
Nach Modellierungsarbeiten der Oberflächenstrukturen, Spachtel- und Schleifarbeiten und Abkleben der Fügestellen bekam der Körper professionell in einer Dresdner Autolackiererei seine Farboberfläche.
Nachdem die Anbauten das Modell komplettierten, war es 240 kg schwer und bereit zum Aufhängen im Museum „Unter den Linden 14“, rechtzeitig vor der Eröffnung [https://coldwarmuseum.de/].
Es scheint das einzige 1:1-Modell dieser Bombe in Europa zu sein.

Mein besonderer Dank gilt Christof Vorhauer, der mit seiner 3D-Nachkonstruktion die Grundlage für den Attrappenbau legte, meinem Vater, der die diversen sichtbaren Drehteile beisteuerte und meinem Enkel Erwin, der mich durch seine Anwesenheit auf ganz andere Gedanken brachte.

© Bilder und Text: O. Przybilski im Dezember 2022

 

Fat Man erste Skizze

Fat Man 3D-Ansicht von oben
Das Äußere der Fat-Man-Bombe kann als Prototyp für den späteren Abwurfkörper „MK III“ angesehen werden. Dieses Gehäuse bot eine aerodynamische Hülle für die eigentliche A-Bombe im Innern. Um Sie im freien Fall zu stabilisieren, ist das Gehäuse mit einem 58-Zoll-Kastenheck (1,47 m Kantenlänge, 227 kg schwer) ausgestattet, das als „Fallschirm“ wirkt.
Das Gehäuse besteht aus einer 3/8 Zoll (9,5 mm) dicken Stahlpanzerung, sodass es den Bombenkern vor Flugabwehrbeschuss schützen sollte. Fast die Hälfte des Gewichts der Bombe beträgt damit etwa 5.000 Pfund (2,3 t). Die gesamte Plutonium-Bombe wog 4.535 kg.
Es wird angenommen, dass zwischen 1947 und 1949 etwa 120 MK III-Bomben hergestellt und gelagert wurden. Sie wurden fast alle bis Ende 1950 verschrottet.

Aufbau FM - sichtbare Teile

Fat Man - Heck in der Montage

Fat Man fertig montiert

Fat Man lackiert
Die Bombe war überwiegend gelb lackiert mit einer Zink-Chromat-Farbe. Das Gelb soll dem Cover von Dr. Seuss' „One Fish, Two Fish...“ ähneln. Die Farbe Gelb symbolisiert Mut / Adel in Japan, Weisheit im Islam und ist eine Gottheitsfarbe im Hinduismus - die Farbe, die viele große Schriftsteller wie London und Doyle sowie Harte und Stevenson so sehr mochten, dass sie sie in den Titeln der Bücher verwendeten. Sie war die Lieblingsfarbe von Van Gogh und vielleicht nicht so die Lieblingsfarbe von Shakespeare (erscheint in Bezug auf Galle und Melancholie und welken Blättern), ist normalerweise eine positive Farbe – außer dass sie auch Feigheit, Egoismus, Vorsicht, und Krankheit (Malaria, Gelbsucht) sein kann.
„Fat Man“ war gelb, weil es für das Auge der Personen im Flugzeug am einfachsten und schnellsten zu registrieren war, und was mit Fat Man registriert werden musste, war seine Flugbahn auf dem Weg nach unten, um in rund 1.640 Fuß (500 m) über Nagasaki zu explodieren… 
Neben dem gelben Grundton sind weiterhin schwarze und rotbraune Applikationen zu erkennen. Der Hintergrund ist folgender: Die bombenähnliche Hülle setzte sich ja, neben dem angeflanschten Fallschirmheck, aus vorrangig zwei großen Teilen zusammen, die quasi ein „Ei“ ergeben. Vorn ist noch eine Bugkappe als Abdeckung verschiedene Elemente angebracht. Gerade diese Fügestellen zwischen den beiden halbeiförmigen Körpern und der Bugkappe, wie auch die acht Kappen über den Verbingungsflanschen selbst mussten gegen eindringende Luftfeuchte isoliert werden. Dafür verwendete man nach der Montage ein Klebeband. Dieses Klebebandstellen wurde mit einem Haftvermittler oder Primer in rotbrauner Form grundiert. Darauf trug man dann eine teerartige schwarze Isolationsschicht auf. Deshalb sieht das so „bunt“ aus.

Fat Man Stecker Haken
An den Bomben sind grüne und rote „Griffe“ von Steckern zu erkennen, die noch ca. 8 cm in den Körper hineinragen. Diese beiden Stecker waren der erste Schritt beim Scharfmachen der Bombe (rote Stecker bedeuteten vielleicht, dass sie aktiv und grüne bedeuteten, dass sie kurzgeschlossen waren). Sie wurden durch Stecker der anderen Farbe ersetzt/ausgetauscht, sobald das Flugzeug flog.
In dem Moment, als die Bombe abgeworfen wurde, zogen Drähten mechanisch weitere Stecker von den drei sichtbaren Dosen ab, was eine komplexe Abfolge auslöste. Ein Timer zählte die Sekunden während des Falles. Ein Luftdruck-Höhenmesser ermittelte die Höhe und eine Radareinheit maß ebenfalls die Höhe über Grund. Als der Timer, das Barometer und das Radar sich alle einig waren, war kam es zur Zündung…
Die Zündfolge wirkte nicht parallel, sondern in Reihe. Wäre eines der Systeme ausgefallen, hätte die Bombe nicht explodiert zu Boden fallen können. In diesem Fall traten die Aufschlagszünder in Aktion.


Fat Man Antenne
Etwa auf der „Bauchlinie“ des Gehäuses befinden sich Befestigungspunkte für vier Radarantennen APS-13. Die Bombe wurde entwickelt, um über dem Boden zu explodieren, um eine maximale Explosionswirkung zu erzielen. Das Radar würde die Bombe in der vorgeschriebenen Höhe auslösen.
Das APS-13 wurde von RCA (Radio Corporation of America) entworfen und hergestellt und hieß ursprünglich „Charlie“. Die an die Atombomben angepassten Einheiten nannte man „Archie“, die in einem Frequenzbereich zwischen 325 und 485 MHz abgestimmt werden konnten. Für jede Bombe wurden vier „Archies“ mit einem Netzwerk von Relais verwendet, so dass, auch wenn nur zwei beliebige Einheiten Bereitschaft signalisierten, gespeicherter Strom in die Zünder gesendet werden konnte.


Fat Man von unten im Museum
Vor dem Transport der Bombe zum Bombenschacht erhielt sie ein per Schablone aufgetupftes Akronym: JANCFU, das militärische Akronym während des Zweiten Weltkriegs, direkt auf der Bugkappe.
JANCFU, stand, wie es scheint, für „Joint Army Navy Civilian Fuck Up“.


Fat Man im Museum - Zünder
Im Bild vorn sichtbar befinden sich die vier Aufschlagszünder. Wenn die Bombe aus irgendeinem Grund nicht explodierte, musste die Bombe zerstört werden, damit der Feind ihre Geheimnisse nicht erfahren konnte. Am Bug befanden sich vier dieser „AN 219“-Zerstörungssicherungen. Diese werden beim Aufprall auf den Boden aktiviert, zünden hochexplosiven Sprengstoff in der Bombe und zerstörte sie.

Beschämender Diebstahl in Peenemünde!

In der Nacht vom 20. zum 21. Oktober 2004 erfolgte in Peenemünde ein dreister Diebstahl. Aus der Sammlung von Joachim Saathoff raubten skrupellose Auftragsdiebe (?) den Einspritzkopf einer Brennkammer einer Rakete vom Typ Aggregat 4. Diese Rakete flog vor genau 60 Jahren am 13. Oktober 1944 als Goebbelssche V2 nach London. Durch einen „Luftzerleger“ fielen viele Teile auf die Erde, ohne größere Schäden zu verursachen. Zwei englische Jungen, die das damals er- und überlebten, konnten vor einem Jahr die Brennkammer aus einem Fluss bergen. Mit viel Liebe und Sachkenntnis restaurierten Sie die verwitterten Reste (siehe „Eine A4-Brennkammer auf Reisen“).

Der Diebstahl nun ist ein beschämender Beweis, dass für ein paar Cent kleine Gauner sogar solche Völker verbindenden Artefakte verachten. Es besteht der Verdacht, dass der Brennkammerkopf zerlegt wird und die einzelnen „Einspritzköpfe“ irgendwo verhökert werden.

Achtung an alle, die solch Elemente angeboten bekommen: Es ist Hehlerwahre und jeder der diese erwirbt, macht sich strafbar. Bitte geben Sie mögliche Informationen über den Verbleib direkt Herrn Joachim Saathoff („Pommersches Bettenmuseum“; Handy:
0171 9907 630; Tel.: 038371/28295; Fax.: 038371/25689), auch anonym oder kontaktieren sie mich. Zur Identifizierung hier einige Abbildungen.

Hoffen wir auf die Einsicht der Diebe und wünschen uns alle, dass uns bald die Information erreicht, dass irgendwo das Diebesgut wieder aufgetaucht ist. Den beiden Pavelin-Brüdern sind wir das schuldig...

Olaf Przybilski

Im Schnitt sieht ein Einspritzkopf oder –topf, richtiger Begriff „Vorkammer“, folgendermaßen aus. Es bedeuten:
1 = Sauerstoffzuleitung
2 = Flansch
3 = Sauerstoffzerstäuber
4 = Vorkammeraußenwand
5 = Brennstoffdralldüsen
6 = Schleierdüsenbohrungen
7 = Brennstoffdralldüsen

Eine einzelne restaurierte Vorkammer in der Innenansicht.

Eine A4-Brennkammer auf Reisen

Als im Sommer 2003 ein Aufsehen erregender Fund aus Großbritannien die Runde machte (siehe http://www.v2rocket.com/start/others/news.html) war es für viele eine Meldung, die zwar interessierte, aber doch nicht so stark berührte: Eine Brennkammer der Rakete Aggregat 4 fand man im Uferschlick des Flüsschens Blackwater in der Grafschaft Essex. Kurze Zeit später wurde sie von „unbekannten Personen geborgen“.

Recherchen ergaben, dass am 13. Oktober 1944 durch einen Luftzerleger um ca. 07:22 Uhr Ortszeit Trümmerteile einer im Goebbelsschen Jargon V2 genannten Rakete auf Baldwins Farm fielen. Der Sprengkopf bohrte sich knapp 400 Meter OSO vom Haupthaus in den Boden ohne zu explodieren. 12 Gebäude wurden durch die Druckwelle leicht beschädigt. Gestartet wurde diese Rakete von der Art. Abt. 2./485, die von Bloemendaal aus operierte. Bloemendaal liegt zwischen Den Haag und Hoek van Holland.

Genau die Jungen, die damals den Einschlag miterlebten und durch diese Fehlfunktion überlebten, holten nach fast 60 Jahren die Brennkammer aus dem Wasser und konservierten Sie. Dann nahmen sie Kontakt nach Peenemünde auf unter dem Slogan: „Das war Eure Rakete – hier habt Ihr sie wieder...“. Die vieldiskutierte und politisch ewig anrüchige „Parabel“ wurde „zurückgezeichnet“, schloss sich und symbolisiert eine „Brücke der Aussöhnung“, wie es mir die Beiden ausdrücklich darlegten. Mit großem Hallo wurden nun Ende September 2004 John und William Pavelin auf Usedom empfangen. Mit der Brennkammer im „Gepäck“ kamen sie mit einem Opel Astra und selbstgebautem Hänger, schenkten den „Ofen“ der Sammlung von Joachim Saathoff, um sich anschließend für einige Tage in Deutschland auf „Raketenspuren“ zu begeben. Denn seit dem vermeintlichen „Angriff“ von vor sechzig Jahren hat sich das Interesse an der Rakete stetig gefestigt. So hörten Sie auch von der „Lehrsammlung Raketentechnik“ und ließen es sich nicht nehmen, am Nachmittag des 29. September von mir alles gezeigt zu bekommen.

Lieber John, lieber Bill – ich habe mich sehr gefreut – kommt mal wieder!
Olaf Przybilski

60 Jahre nach dem Erleben des Niedergehens einer „V2“ wurde das schwerste Teil von damals dabei gewesenen Personen geborgen: Die Brennkammer des Aggregat 4.

Ende September 2004 schloss sich die Parabel zur Brücke der Aussöhnung: Die restaurierte Brennkammer einer „V2“ wurde per PKW-Anhänger von den Engländern John und Bill Pavelin nach Deutschland zurück gebracht.

John und Bill Pavelin bei ihrem Abstecher in Dresden. Sie ließen es sich nicht nehmen, sich das Ariane 4 Viking-Triebwerk am Flughafen erklären zu lassen.

„Gedenk-Stein des Anstoßes“

Beim Aufräumen der „Hinterlassenschaften“ des Vorbesitzers auf meinem Grundstück fand ich einen Mühlenstein - zerbrochen in zwei Hälften. Wie kann so ein Stein zerbrechen? dachte ich. Ein Mühlenstein als Synonym für Größe, Stärke und Wohlstand... Und doch wurde der Stein, so wie es aussieht, durch den Mitnehmerbolzen der Welle so unter Spannung gesetzt, dass er entzwei ging. Und ich sinnierte: Auch starke Menschen, die durch unglückliche Umstände in die Mühlen der Geschichte geraten, können darin zerbrechen...
Ich erachte ihn als bezeichnende Metapher und halte den Stein für Wert daran zu erinnern, dass die Raketentechnik sowohl Fortschritt als auch Vernichtung sein kann. Die darauf gelegten Steine von „Raketenstätten“ mögen zusätzlich ein „Gedenk-Anstoß“ sein. Die brennende Kerze ist Erinnerung und Achtung zugleich.
Hier der Herkunftsort der einzelnen Steine:
1) Kohnstein
2) Kourou; „Ariane 5 – Stein von Rosetta“
3) Baikonur; Startplatz der N1-Herkules bzw. Energija/Buran
4) Baikonur; Startplatz von Sputnik, Gagarin...
5) Vernon – „Buschdorf“
6) Kummersdorf; Aggregat 3-Prüfstand
7) Kummersdorf; Wernher von Brauns 1. Prüfstand
8) Bernsteine von Peenemündes Ostseeküste
9a) Greifswalder Oie; Betonbrocken der Aggregat 4-Startstelle
9b) Greifswalder Oie; Geschmolzenes Aluminiumstück – A3-Trümmer?
10) Peenemünde; Prüfstand VII
11) La Coupole, Frankreich

   


Auf ihrer ersten Konferenz der Gruppe ehemaliger Peenemünder und deren Kinder und Enkel und Freunde (siehe hier) in den USA am 31. Januar 2004 at Casa Munras Garden Hotel in Monterey wurden Ehrenpreise (Award of Honor) in Erinnerung an Leistungen mehrerer Persönlichkeiten vergeben:


In Erinnerung an
                          Dr. Herbert Wagner

für seine breite wissenschaftliche Arbeit (Triebwerke, Strukturen, Aerodynamik).

In Erinnerung an
                          Dr. Arthur Rudolph

für seine Arbeit an der Saturn 5-Rakete, die Menschen zum Mond brachte.


An
              William E. Winterstein, Sr. Lt. Colonel (Ret.)

für seine Teilname an der Betreuung der Paperclip-Personen.


An
                    Dr.-Ing. Olaf Przybilski

für seine Arbeit zur Bewahrung der Geschichte der deutschen Raketenentwicklung.


Ich war sehr gerührt, als ich eines Tages nach der Konferenz diesen „Ehrenpreis“ für meine (Hobby-) Arbeit hier per Post zugestellt bekam. Und das in einer „Reihe“ mit Arthur Rudolph, etc! Das beflügelt mich zu neuen Leistungen, die ich hoffentlich bald realisieren kann.

Ich würde mich freuen, könnten mehr Personen hier im Umfeld von Dresden mit mir an den Raketen arbeiten: Sowohl handwerklich als auch auf der Papierform!

 
 
 
 
 
 
Revision der Rentenberechnung für so genannte SU-Spezialisten

 

Bei einem zufälligen, privaten Vergleich zweier Rentenberechnungen im Jahre 2001 von so genannten Spezialisten, die ab Oktober 1946 in der UdSSR arbeiten mussten, stellten sich Unterschiede in der Berechnung der Jahre 1946-53 bezüglich der Berücksichtigung der Rentenpunkte heraus.

 

Variante 1 (Berechnung nach geltendem „normalem“ Rentenrecht):

Für die Jahre 1946-53 werden die im SV-Buch eingetragenen Beiträge für die Rentenberechnung zugrunde gelegt (unter Berücksichtigung der für diesen Zeitpunkt geltenden Beitragsbemessungsgrenzen).

 

Variante 2 (Berechnung nach Fremdrentenrecht):

Die für die Jahre 1946-53 im SV-Buch eingetragenen Beiträge werden nicht anerkannt (mit der Begründung, dass sie nachträglich im SV-Buch eingetragen wurden!?).

Stattdessen werden die gemäß Fremdrentenrecht geltenden Tabellen für Verdienste nach ausgeführten Tätigkeiten/Berufen zugrunde gelegt. Die dadurch berechneten Entgeltpunkte und damit die Rente für die betreffenden Jahre fallen niedriger aus.

 

Hintergrund des Ansatzes beider Varianten:

Wahrscheinlich wurde bei der Rentenberechnung mehr zufällig bzw. nach Kenntnisstand des jeweiligen Rentenbearbeiters einmal Variante 1 und ein anderes Mal Variante 2 angewendet.

 

Vorsprache bei der BfA:

Die Vorsprache bei der BfA zur Klärung dieses Unterschiedes bei der Rentenberechnung für 2 Spezialisten mit gleichen SV-Buch-Eintragungen für die entsprechenden Jahre in der UdSSR brachte im März 2001 keine befriedigende Antwort. Die zuständige Mitarbeiterin wollte den Einspruch gegen die Anwendung des Fremdrentenrechts sofort anerkennen, aber die sicherheitshalber von ihr befragte Leiterin lehnte dies strikt ab!

So konnte der Einspruch nur durch Klageerhebung im Juli 2001 beim Sozialgericht geklärt werden.

 

Entscheidung des Sozialgerichts :

Nach Gerichtsverhandlung (im Juli 2003) sprach das Sozialgericht Dresden folgendes Urteil:

 

Der Einspruch der Klägerin (Witwe eines SU-Spezialisten) ist berechtigt; die Entgeltpunkte der Rente des verstorbenen Ehemannes sind für die Jahre 1946-53 auf der Basis der Eintragung im SV-Buch zu berechnen.

 

Doch die BfA-Mitarbeiter ignorierten dieses Urteil.

Nach 7 Monaten Wartezeit bewirkte erst ein Einschreiben an den Vorstand der BfA eine Neuberechnung der Rente und Nachzahlung ab Einspruchsdatum.

 

Wen betrifft es noch?

Wer ähnliche Probleme mit der Rentenberechnung hatte, sollte sich umgehend bei mir, am einfachsten per e-mail melden. Ich werde dann die entsprechenden Kontakte weitervermitteln.

 

Dr.-Ing. Olaf Przybilski

Wie ich die OTRAG kennen und Frank Wukasch schätzen lernte…

Es war einmal.... So beginnen eigentlich immer alle guten Märchen. Aber die Story, die ich hier niederschreibe, war mehr als eine gute Geschichte. Es war in der Vergangenheit ein politisches Trauerspiel aber begann vor exakt 20 Jahren für mich mit einer glücklichen Fügung....
Wie so oft erhielt ich Informationen über irgendwo liegende Raketenteile. Mein guter Bekannter Ralf Bülow, der unter anderem den Raumfahrtteil der faszinierenden Berliner Ausstellung „Sieben Hügel“ 2000 mitorganisierte und gestaltete (ich steuerte damals ein russisches Raketentriebwerk bei) teilte mir Mitte 2004 mit, dass er beim Sichten der damaligen Unterlagen etwas mich garantiert Interessierendes wiederfand.
Die beigefügten Dokumente ließen mich anfänglich erstmal kalt: Ein Foto, auf dem Raketenteile der für mich damals recht unbekannten OTRAG-Rakete sichtbar waren, die im Depot des DM München lagen und ein Schreiben von einem Herrn Dipl.-Ing. Frank Wukasch, „Industrie- und Aero-Leasing“ vom 16.11.1997, der sich darin bereit erklärte, seine Höhenforschungsrakete ausstellen zu lassen.
Mit jeder neuen Information, die ich in Folge meiner Recherchen über diese Rakete erlangte, wuchs mein Interesse ins Immense. Da auf dem Schreiben auch eine Faxnummer zu finden war, faxte ich im Juli 2004 dem Herrn Wukasch und bekundete selbstverständlich nun mein größtes Interesse an dieser deutschen Rakete, eingebunden in mein Lehr- und Forschungsprogramm. Postwendend bekam ich einen Anruf aus München…
Wie kamen schnell überein, dass Frank ein Referat im Rahmen meiner Vorlesungsreihe „Raketentechnik“ zuerst im Studium Generale in Dresden halten würde. Dann zugegen war weiterhin der ehemaliger Mitarbeiter Wolfram Nicolai, den ich im Netzt fand, weil er über seine Flüge über Zentralafrika berichtete. Aus dieser ersten Vorlesung erwuchs ein jährliches „Ritual“ mit angenehmen Stunden und netten Abenden auch bei mir zu Hause und mit unseren Frauen... Und wir trafen uns natürlich ebenfalls in Garching...
Ich war ja dafür bekannt, dass ich den Studierenden neben der hohen theoretischen Wissenschaft zugehörige Praxisanteile zur Verdeutlichung diverser Vorgänge oder Prozesse präsentierte. Zur nächsten Vorlesung vom Frank, nun schon im regulären Ausbildungsfach „Trägersysteme“, wollte ich selbstverständlich auch etwas Herausragendes der OTRAG vorstellen. Die nüchterne Einfachheit der Konstruktion z.B. der OTRAG-Brennkammer sollte eine Grundlage meiner späteren Entwürfe der Ethanol-LOX-Triebwerke im Rahmen vom DLR-Programm STERN werden. Und so fragte ich im Mai 2006 blauäugig Herrn Wukasch, ob er nicht vielleicht eine Brennkammer mitbringen könnte... Sehr gern würde er mir meiner Lehrsammlung ein weiteres Sammlungsstück beisteuern wollen. Da er aber geflogen kam (nicht selbst, wie später manchmal) und nur Handgepäck mitführen wollte, musste ich kreativ werden. Die Lösung lag ich in der damaligen Mitfahrzentrale. Ich fand einen Herrn, der von Garching nach Dresden fuhr und so kam das erste originale OTRAG-Bauteil Anfang Juli 2006 für die Vorlesungsausgestaltung wohlbehalten hier an.
Die Jahre vergehen und Frank wurde mir zu einem echten Freund. Noch vor wenigen Jahren überreichte er mir bei einer seiner letzten Vorlesungen in Dresden eine Visitenkarte mit dem Dr.-Ing. h.c. vor seinem Namen. Der CEO einer Schweizer Management AG hatte doch noch eines seiner Ziele erreicht und war überglücklich, von einer Schweizer Uni seinen Doktor ehrenhalber erhalten zu haben.
Ich erinnere mich gern an unsere Streifzüge abends durch die Dresdner Lokalitäten nach vollbrachter Vorlesung. Wir philosophierten über die perfekte, einfach aufgebaute Rakete, die er zu gern noch einmal fliegen lassen würde und wir tauschten uns auf allen zugehörigen Randgebieten aus. Er brachte mir immer wieder OTRAG-Sachen mit, wie Aufkleber, Prospekte, Dokumente, Bauteile, sogar 2009 Großteile wie Tankrohre.
Ich hörte von seinen manchmal haarsträubenden Erlebnissen, die wie hollywoodreife Abenteuer klangen. Er berichtete über seine Überführung von Flugzeugen von Stuttgart zum Plateau der OTRAG-Basis, hoch über der Luvua, mit etlichen Stopps und den Problemen mit den Überflugrechten. Seine bildhaft ausgeschmückten Begegnungen besonders mit Mobutu mit seinen bildhübschen Frauen und erst recht den fast tödliche Fotografieeinsatz in Gaddafis Zelt werde ich wohl nie vergessen. Dazu ist zu erwähnen: Bei einer der ersten Gesprächsrunden von Kaysers Stab im riesigen Prunkzelt von Gaddafi hielt sich Frank im Hintergrund, weil er stimmungsvolle Fotos mit seiner Hasselblad - Kamera, die er übrigens dem begnadeten Journalisten Peter Scholl-Latour abkaufte, aufnehmen wollte. In einer der berühmten Schweigeminuten beim Teetrinken legte Frank los und brachte die Kamera in Anschlag. Mit dem feinen leisen Klicken des öffnenden Kameraverschlusses löste er schlagartig ein dutzend metallisch harter Geräusche aus und sah in ebenso viele durchgeladene Kalaschnikows, im Anschlag von traumhaft schönen Leibwächterinnen im Kampfanzug... Frank blieb cool und sagte: „Dann eben nicht“. Doch es klärte sich alles schnell in einem großen Gelächter auf, als klar wurde, dass Frank keine Handwaffe durchlud, sondern nur fotografieren wollte...
Und dann sagte er mir noch vor wenigen Monaten, als wir wieder einmal bei seinem Lieblingsgriechen in Garching saßen, dass der erste Start der Rakete in Zaire sein schönster (technischer) Moment gewesen sei.
Noch Ende 2023 schien Frank trotz gesundheitlicher Probleme, die durch seine frühere Malaria sicher nicht besser wurden, gut drauf zu sein. Die sich verschlechternde Erkrankung seiner Frau Patricia machte ihn weiterhin zusätzlich zu schaffen. Anfang diesen Jahres scheute ich mich dann aber mit Frank nach Lampoldshausen zu reisen, um „seine“ rekonstruierte Rakete des Starts in Kiruna mit einzuweihen. Der gewaltsame Tod seines ehemaligen OTRAG-Kollegen Christoph Gleich (geboren am 19.11.1950) am 11.03.2024 schockierte nicht nur ihn zusätzlich.
Nach einem neuerlichen Schlaganfall in seiner zweiten Heimat Einsiedel/Schweiz verstarb Frank am 05.05.2024 kurz nach Mitternacht in Beisein seiner Lieben mit den Worten „Es ist genug“...
Die Sprachaufzeichnungen, die ich während unserer Gespräche mit seiner Erlaubnis anfertigte, sind mir ein bleibender Schatz. Ich höre immer wieder gern hinein, auch um seiner markanten Stimme zu lauschen: „Ich begann das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Stuttgart und ich schaute mich um, was gibt’s so, was könnte man nebenher so machen. … Und da lernte ich Lutz Kayser kennen, der gerade mit seinem Diplom fertig geworden war…“
Frank, du warst mir zwar nur kurz, aber doch sehr intensiv ein wahnsinnig angenehmer Zeitgenosse und ein wahrer Freund, über den man über alles reden konnte und der auch kleine Hilfsgesuche sofort gewährte.
Die einwöchige Ausstellung über die OTRAG im Oktober 2024 im Flughafen Dresden International, die wir eigentlich gemeinsam organisieren wollten, war meine persönliche Hommage auf dich...
Wenn du nun deine letzte Reise angetreten hast, kannst du dich auf mich verlassen, dass ich die Geschichte der OTRAG, deren letzten technischen Überbleibsel und natürlich dich, „meinen jüngsten Raketenpionier“, dauerhaft in die Zukunft tragen werde.

Dein Olaf Przybilski

Dresden am 05.11.2024 – dein Geburtstag…


Frank Karl Wukasch

Geboren:         05.11.1945 in Limbach-Oberfrohna
Verstorben:     05.05.2024 00:55 Uhr in Einsiedel/Schweiz

1966 bis 1971 Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Uni Stuttgart bei

  • Prof. Argyris (Statik und Dynamik: Erfinder Finite Elemente),
  • Bosnjakovich (Thermodynamik),
  • Hütter (Flugzeugbau),
  • Bühler (Raumfahrttechnik),
  • Stümke (Raketenballistik), et al

 

Studienarbeit 1:  Anpassung eines Kfz-Wankelmotors als laufruhiger Antrieb für Luftfahrzeuge, Institut für Kraftfahrzeugwesen, Daimler-Benz, Stuttgart

Studienarbeit 2:  Optimale Einweisung eines 24 h Nachrichtensatelliten mit geringem Schub unter Verwendung des Maximum-Prinzips von Pontrjagin, Prof. Stümke, Geschoss- und Raketenballistik

Diplomarbeit: bei Prof. Rolf Bühler, Raketenantriebssimulation und Experimentalprogramm Raketen-Prüfstand DFVLR

1967 Mitglied, später Vorstand der AGRR-Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt an der Uni Stuttgart, wo er Lutz Kayser kennen lernt mit dessen Idee einer Billigrakete

1970 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technologieforschung GmbH in Stuttgart                           

1974 Abteilungsleiter Systemsimulation, Wechsel zur OTRAG

1975 Projektleiter Hochdruck-Kohlestaubvergasung, DFVLR, Lampoldshausen

1976 Pressesprecher und Assistent des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Kurt Debus

1979 Stellvertretender Vorstand OTRAG und Leiter der neuen Fertigungsstätte in Garching

1980 Technisches Vorstandsmitglied OTRAG, Umzug der OTRAG nach Garching

1983 Höhenforschungskampagne, ESRANGE, Kiruna

1986 Liquidator der OTRAG

2019 Dr.-Ing. h.c. in der Schweiz

Lebte seit 1980 in Garching und später auch in der Schweiz (hatte die Schweizer Staatsbürgerschaft), selbständig, Inhaber und Geschäftsführer mehrerer Firmen,
verheiratet mit Patricia Lipp, eine Tochter Irina


Flyer der ORTRAG-Ausstellung

OTRAG Raketenteile im Depot im DM München

Ausweis Wukasch in Zaire

Frank kommt 2009 mit Großteilen nach Dresden

Frank 2023 bei seinem Lieblingsgriechen in Garching - unvergessliche Momente