Die
Entwicklung der Großraketentechnik in den USA
Mit der immer gefährlicher
werdenden Schrumpfung des „III. Reiches“ und nach Ausrufung
der „Alpenfestung“ beauftragte am 04.04.1945 „Der
Generalbevollmächtigte des Führers für Strahlflugzeuge“
Kammler den Generalmajor Dr.-Ing. e.h. Walter Dornberger mit der
Verlegung der rund 450 Führungskräfte der Peenemünder
Forschungsanstalt in Richtung Süddeutschland. Der Krieg war
„gelaufen“. Man setzte sich geschickt vom überwachenden
Sicherheitsdienst ab und nahm rings um Oberammergau Quartier. Im
Allgäu erwarteten sie relativ geschützt das Kriegsende
und mit ihm die Amerikaner.
Wie auch in den anderen Gegenden Deutschlands so schaffte man die
Peenemünder in ein zentrales Auffang- und Befragungslager nach
Garmisch-Partenkirchen. Die angeworbenen Experten aus Thüringen
brachte man nach Witzenhausen und Eschwege. Die Aussagen und abgefassten
Berichte der Mannen um Wernher von Braun sollten Ideengrundlage
für die späteren Jahre in den USA werden.
Ende Juli 1945 kam endlich wieder Bewegung in die vielen hundert
Internierte. Es mussten spezielle Leute zusammengestellt werden,
die die Engländer bei einer „Spezialaufgabe“ unterstützen
sollten. Ab Oktober schließlich ereilte rund zweihundert Personen
der Marschbefehl nach Landshut in das „Camp Overcast“.
Innerhalb mehrerer Transporte reisten deutsche Raketenexperten via
Le Havre, illegal über New York in die USA ein zum Zielort
Fort Bliss, Texas, bzw. White Sands, New Mexico. Später hörte
man über die „Nutzbarmachung“ deutscher Spezialisten
die Bezeichnung „Operation Paperclip“. Das „Unternehmen
Büroklammer“ umfasste ca. 700 Spezialisten aller Wissenschaftsgebiete.
Darunter befanden sich die 118 des „von Braun-Teams“.
In den anschließenden Jahren folgten die Familien und weitere
hunderte, hochbegabte Fachleute, die sich der Rakete und der Raumfahrt
verschrieben hatten.
Doch nicht alle der Führungsebene wollten weiterhin an Raketen
und für´s Militär arbeiten: „Ich
wollte nicht mehr hinter Stacheldraht sein, ich wollte nicht mehr
unter Geheimhaltung stehen. Ich war ja Bauingenieur und Deutschland
brauchte mich sicher im Wiederaufbau“
(Wilhelm Raithel, Statiker, Telefonat mit Dr. Przybilski, 22.01.2001).
Später holte ihn aber wieder die Rakete ein – die Baubranche
in Deutschland kam noch nicht in Gang und so versuchte er bei seinen
alten Freunden in den USA einen Neuanfang für zunächst
ein halbes Jahr, wie generell die anderen Spezialisten auch. Dann
verlängerte er um ein halbes Jahr, dann noch einmal... Daraus
wurde ein ganzes Leben. Und die Geheimhaltung? „Das
Leben war einfacher und der Stacheldraht nicht so hoch...“.
Auch in den USA stand als erste Aufgabe das Klarmachen der über
den Atlantik gebrachten rund 100 Aggregat 4/Vergeltungswaffe 2-Raketen
und Anlernen von amerikanischem Personal. Nach mühseligen Wegen,
Irrungen und politischer Überzeugungsarbeit der sich integrierenden
Deutschen, allen voran ist Wernher von Braun zu nennen, formte sich
eine Raketenentwicklungslinie innerhalb der amerikanischen Weltraumbehörde
NASA. Startpunkt war der 16.04.1946, als die erste A4 in New Mexico
abhob. Mit der Weiterentwicklung REDSTONE brachte die USA ihren
ersten Satelliten ins All und Alan Shepard als ersten Amerikaner
auf eine ballistische Bahn. Nach dem technologischen Meilenstein
der ersten Mittelstreckenrakete JUPITER ging das George-Marshall-Raumfahrtzentrum
in Huntsville unter Leitung von Brauns an die Projektierung der
ersten, rein zivilen Trägerraketenfamilie SATURN, die der Menschheit
die ersten Menschen auf dem Mond bescherte.
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