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Prof. (em.) Dr. rer. nat. Dr.-Ing. E.h. Kurt Magnus

Zum Tod von Professor Kurt Magnus
von Prof. Dr.-Ing. Dr. hc. mult. Werner ALBRING, Dresden

Magnus war einer der bedeutenden Forscher, Anwender und Interpreten der Technischen Mechanik gewesen. In den ersten Monaten nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er mich angeworben zur Mitarbeit in den Zentralwerken von Bleicherode, wo die russische Besatzungsmacht ein Institut für Raketenprobleme eingerichtet hatte. Vom Oktober 1946 bis in den Jahren 1952 und 1953 waren Mitarbeiter zur Weiterarbeit an Raketenproblemen auf die kleine Insel Gorodomlia im Norden Russlands gebracht worden. Nach der Rückkehr in die Heimat trennten sich unsere Wege, Magnus arbeitete an den Universitäten Freiburg, Stuttgart und München, ich selbst an der Technischen Universität von Dresden. Zum 91. Geburtstag hatte ich am 6. September 2003 den folgenden Brief geschrieben:
„Lieber Herr Magnus, zum Geburtstag gratulieren wir, meine Frau und ich, ganz herzlich. Wir kennen einander – zusammengeführt durch fachliche Arbeit – seit mehr als einem halben Jahrhundert, als unser beider Wirken auf den Torpedo konzentriert war. Es herrschte Krieg. Als sich dieser Krieg dem Ende näherte, verabredeten wir, auch in der Nachkriegsepoche durch die Arbeit verbunden zu bleiben. Denn wir hatten uns seither gut ergänzt: Sie als Fachmann für automatische Steuerung, ich als Strömungsmechaniker. Wir dachten damals an eine Nachkriegsarbeit in England oder in den USA. Doch das Geschick trug uns beide mit Familien nach Russland auf eine einsame Insel im Seligersee. Beide haben wir die Erinnerung an dieser Zeit – mehr als ein halbes Dutzend Jahre waren es geworden – in Büchern festgeschrieben. Manchem Leser meines Gorodomlia-Buches habe ich empfohlen, auch Ihr Buch zu lesen. Ein gütiges Geschick hat unsere als Waffenträger konzipierten Raketen einer friedlichen Verwendung in der Weltraumforschung zugeführt.
Und als Gnade des Schicksals wollen wir es empfunden, so viele Jahre auf dieser trotz aller Mängel wunderschönen Erde weitergelebt zu haben, wir können einander das Carpe Diem der alten Römer zurufen.
Ich grüße herzlich den alten Arbeitskameraden, wünsche alles Gute für die Zukunft.“

Herr Magnus bedankte sich mit einem kurzen Brief.



 

 

Christa und Kurt Magnus nach der Rückkehr in Deutschland Mitte der fünfziger Jahre.