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Aggregat - Publikationen - Aufsätze

Forschen für Peenemünde -
Raketenentwicklung an der Dresdner Almer Mater

Mit den heute geläufigen Begriffen Luft- und Raumfahrt ist die Dresdner Hochschule seit 100 Jahren verbunden. So erhielt z.B. bereits 1906 Graf Zeppelin hier die Ehrendoktorwürde.
Die Arbeit mit „Fluggeräten“ und ihren Antrieben stellte schon seit den Anfängen der „Sächsischen Technischen Hochschule“ ein Lehr- und Forschungsgebiet dar. Eine herausragende Stellung nahm dabei Professor Franz Karl Kutzbach (1875 - 1942) ein. Kutzbach, seit Oktober 1913 Inhaber des Lehrsstuhles für Maschinenelemente und per 31.03.1917 in die Flugzeugmeisterei Adlershof eingezogen um anschließend in Grünau Kampfflieger zu werden, leitete später den Aufbau der „Königlichen Sächsischen Mechanisch-technischen Versuchsanstalt an der Technischen Hochschule Dresden“.

Ab 1930 muss sich Kutzbach mit der Raketentechnik befasst haben, wie ein Briefwechsel mit Prof. Prandtl/Göttingen beweist. Diese Briefe über die „R-Technik“ belegen, dass sich sehr rechtzeitig auch in wissenschaftlichen Institutionen mit der Rakete beschäftigt wurde. Diese Sensibilisierung war höchstwahrscheinlich auch dafür verantwortlich, dass sich die TH Dresden und das wirtschaftliche Entwicklungspotential der Sächsischen Industrie, an führender Stelle beim Raketen-Entwicklungsprogramm des deutschen Heeres wiederfand. So sind weit vor der Gründung der Dresdner „Arbeitsgemeinschaft Vorhaben Peenemünde“ honorige Professoren wie Heidebroek oder Toepler mit ihren Hochschuleinrichtungen an führender Forschungsposition tätig gewesen.

Während der Arbeit innerhalb der „AVP“ stellte man ab 1939 dutzende Personen, vom Professor bis zur Technischen Zeichnerin „unabkömmlich“ - Rüstungsforschung verschonte sie vor dem Fronteinsatz. Personen wie Barkhausen und Wolman, Tollmien und Pauer, Beck und Lindenberg legten mit ihren Arbeiten den Grundstein für die Geburt der Großraketentechnik. Neben den Geldgebern aus diesen Programmen unterstützte auch die damalige „Gesellschaft von Freunden und Förderern der TH Dresden e.V.“ mit umfangreichen Geldzuweisungen und durch Schenkungen von Sachmitteln aus Mitgliedsfirmen die Raketenforschung.

Hermann Oberth, der deutsche „Vater der Raumfahrt“ und Namensgeber der „Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt e.V.“, weilte kurzfristig auch in Dresden. Wie die entdeckten Akten zeigen, wusste weder der Rektor der THD, ja sogar nicht einmal die Staatskanzlei der Sächsischen Landesregierung, dass Oberth an der Hochschule im Sold stand. Der Reichsminister des Innern schrieb am 23. Oktober 1940 an seinen Kollegen in Wien und fragte diesbezüglich nach. Pikanterweise ist diesem Schreiben zu entnehmen, dass Oberth selbst bereits im Januar 1940 einen Einbürgerungsantrag für Deutschland noch in Wien stellte. Dies steht im Widerspruch zu allen bisherigen Veröffentlichungen über und von Oberth, wonach er erst in Dresden gezwungen wurde, Deutscher zu werden.

Besonders im Bereich der Brennkammerentwicklung des Raketentriebwerks leistete das Maschinenlaboratorium unter Professor Georg Beck (1901 - 1943) Schrittmacherdienste. Die geborenen Ideen der unterschiedlichsten Vermischungsarten der beiden Treibstoffkomponenten im „Injector“ stellten nach dem 2. Weltkrieg Grundlagen für die erfolgreichen Raketentriebwerke der USA und Frankreich dar.

Ein Dresdner Patent von 1943 ging mit den sogenannten „Spezialisten“ in die UdSSR und bewirkte die frühen Erfolge der UdSSR auf dem Raumfahrtsektor. Grundsätzliche Dresdner Ideen, kollektives Optimieren in der Fremde und wissbegierige russische Fachleute, die die deutschen Anarbeitungen vollendeten, erbrachten eine Triebwerksfamilie, die kaum noch etwas mit der Aggregat 4-Technologie verbandt und doch als Quelle in der „AVP“ des Heereswaffenamtes zu finden ist.

So entstand die Unglaublichkeit, dass sogar noch heute die Sojus-Trägerraketen mit Triebwerken fliegen, die ihren patentierten Ursprung im Maschinenlaboratorium der TH Dresden aus dem Jahre 1943 haben.

Wer alles über die TH Dresden und ihre Mitarbeit an der Raketentechnik von 1930 bis 1946 (!) erfahren möchte, der kann dieses Bedürfnis mit Erwerb einer CD stillen, die gleichzeitig mein persönlicher Beitrag zum 175. Gründungsjubiläum der Dresdener Hochschule darstellt: Ab Oktober 2003 ist die vollständige Abhandlung (ca. 15 Seiten reiner Text) mit einem umfassenden Quellenverzeichnis, durch über 70 Abbildungen/Dokumentenkopien untermalt und mit zugehörigen Presse-Publikationen ergänzt, zu erwerben.

Näheres ist im SHOP zu erfahren.

 

english version

The Pioneering R&D works for Peenemünde
at “Technische Hochschule Dresden”


The “Technische Hochschule Dresden” (THD) had been involved in rocket technology since 1930s. This fact is justified by the mail correspondence between Prof. Kutzbach at THD and Prof. Prandtl in Göttingen. These letters prove that THD had started researches towards the rocket technology during the mentioned time. Owing to this know-how and the appropriate supporting industries in the Dresden region, the “Aggregat 4 (A4)” rocket program of the German Army had accelerated. Actually, there were many famous scientists such as Heidebroek and Toepler in Dresden even before the foundation of the Working Group of Peenemuende “Arbeitsgemeinschaft Vorhaben Peenemünde – AVP”. Due to the importance of the rocket research, most scientists and co-workers were exempted from the German military service at that time. This exemption had inspired Barkhausen, Wolman, Tollmien, Pauer, Beck and Lindenberg to develop the large liquid rocket technology. Some valuable technologies had been successfully development under the supervision of Prof. Beck. One of the notable development was the injection technology of the A4 rocket engine. This finding was also radically used in the propellant mixing method elsewhere, which was the basic for the success of American and French rockets after WWII. Another patented mixing technology method at THD also directly contributed to the Russian early rocket development, which is actually used till today. The Russians have extended the German fundamental works and finally have developed a better performance rocket than the early rockets of the western countries. It is a known fact that the American and the French rocket technologies have benefited from the A4 rocket development, which was solely for the German military application. Likewise, the Soyuz launchers have also benefited from the A4 rocket development. Therefore, the Soyuz engines have originated from the patented rocket technology of THD in the year 1943.


Eberhard Rees (1908 - 1998)
Als Nachfolger des betriebstechnisch Verantwortlichen an der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Prof. Enno Heidebroek, wurde Anfang 1940 ein in Dresden arbeitender Ingenieur vorgeschlagen, der Freund der Familie Heidebroek war: Eberhard Rees. Dornberger lehnte ihn anfänglich ab. Was aus ihm wurde, kann in den Annalen der US-Raumfahrt nachgelesen werden.
 

Die ersten Fachgespräche zwischen den Forschern aus Kummersdorf/Peenemünde und den Hochschulen begannen unmittelbar nach Kriegsbeginn. Auf diesen so genannten „Weisheitstagen“ diskutierte man anstehende Probleme der A4-Entwicklung und deren Lösung mit Hilfe der Lehreinrichtungen. Die TH Dresden bekam bereits am 14. September 1939 Besuch vom Heereswaffenamt, Abteilung 11 (Wa Prüf 11).
 

Eines der vielen Forschungsberichte, die an der TH Dresden erstellt wurden.