Chimki
Von Christa Kunis (geb. Bönisch)
Chimki war 1946 ein kleiner Ort im Norden Moskaus. Er wurde später eingemeindet. Sein Passagierhafen am Moskwa-Wolga-Kanal erhielt bald Anschluss an das Moskauer Metronetz. Eisenbahn- und Busverkehr ließen schon damals das Zentrum der Hauptstadt relativ schnell erreichen.
Es herrschte typisches Kontinentalklima mit warmem Sommer und kaltem Winter (bis -40°C). Der Lehmboden ist fruchtbar. Wunderschöne ausgedehnte Birkenwälder begannen direkt am Ortsrand.
Für die 24 deutschen Spezialisten, die teilweise ihre Familien mit hatten, waren finnische Holzhäuser drei verschieden großer Typen gebaut worden. Die großen Lehmöfen beheizte man mit halbmeterlangen Birkenstämmen. Gekocht wurde auf Petroleumkochern und elektrischen Kochplatten, die selbst gefertigt wurden. Jedem Haus war ein Schuppen zugeordnet, an dessen Rückseite die Toilette („Plumpsklo“) angebaut war.
Das Land hinter den Häusern machten die deutschen Spezialisten urbar – hier wurden Kartoffeln und Gemüse angebaut. Die unbefestigte Straße zwischen den beiden Häuserreihen der Siedlung hatte die Kommandantur in Anbetracht der exakt angelegten Beete bereits im Frühjahr nach dem berühmten Botaniker Iwan W. Mitschurin benannt. Es gab eine Wasserzapfstelle in der Siedlung, von der das Wasser in Eimern geholt wurde. Außerdem taute man in der langen Frostperiode zur Körperpflege und zum Wäschewaschen riesige Schneemengen auf.
In der Zeit der Eingewöhnung wurden die Spezialisten gesondert mit Lebensmitteln und Textilien versorgt. Später nutzten die Hausfrauen die offiziellen Geschäfte und den Markt für die Besorgungen. Milch „frisch von der Kuh“ und Eier brachten die Bäuerinnen des Ortes an die Haustür.
Wir neun Kinder im schulpflichtigen Alter wurden anfangs separat von zwei wolgadeutschen Lehrerinnen unterrichtet, dann besuchten wir die staatliche Mittelschule.
Die beliebteste Freizeitbeschäftigungen waren im Winter Skilaufen und im Sommer „Wasserwandern“ in selbstgebauten Duraluminium-Paddelboten oder zu Fuß in den Wäldern.
Mit der sowjetischen Bevölkerung entstanden persönliche und familiäre Kontakte und Freundschaften (Betrieb, Schule, Wohngebiet), die zeitweise mehr, zeitweise weniger gern gesehen waren. Moskau-Besuche waren anfangs nur in Begleitung des Kommandanten erlaubt, aber in Chimki und Umgebung durften wir uns frei bewegen.
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